KEIN LICHT von ELFRIEDE JELINEK
Eine Sprachperformance über Fukushima und den Hörverlust
Akademie München, Thalia Theater Hamburg,
Ballhaus Ost Berlin, 2012–2015
Regie: Clara Hinterberger Raum: Anika Söhnholz, Kostüme: Anke Laerenberg, Dramaturgie: Moritz Schleissing, Schauspiel: Hanna von Gutzeit, Bela Milan Uhrlau, Tanz: Katrin Schafitel
Ein langsam sich aufbauendes akustisches Chaos und die Apokalypse der Stille. Elfriede Jelineks assoziative Sprachpartitur setzt unmittelbar nach der Havarie des Atomkraftwerkes in Fukushima ein. Zwei Musiker sind mit einem Hörverlust konfrontiert, der eine zwischenmenschliche Kommunikation und vertraute Gesetzmäßigkeiten unwiderruflich aus dem Gleichgewicht gebracht hat.
Welche Wirkungskraft bleibt dem Körper, der Stimme, und der Musik, wenn ein apokalyptischer Zustand sowohl Zeit als auch Raum ausgehöhlt hat? Die musiktheatrale Performance überließ dem Zuschauer die Entscheidung, welche Hör- bzw. Sehperspektive er einnehmen möchte. Genau wie die Darsteller war er permanent mit den vielfältigen akustischen und visuellen Reizen des Raumes konfrontiert. Welchen Stellenwert nimmt das Ohr heutzutage in einer visuell dominierten Welt noch ein? „Wieso ist dann nicht endlich Ruhe? Oder ist das schon Teil der Ruhe, dass wir uns und einander nicht hören? Wieso Hörst du dann noch was? Ach so, nein, du hörst ja gar nichts. Du hörst nichts, ich verstehe nichts. Danke.“ (aus: Kein Licht, Jelinek) Der Raum als Maschine: Windmaschinen und begehbare, aufblasbare Ballons wurden mit akustischen Zuspielern verknüpft. Die Sprache als Musik: Sprachpartituren, Wortkonzerte und lange Satzkonstruktionen konfrontierten den Zuschauer mit Inhalt, Sound und Schnelligkeit.